Die Automatisierung und Digitalisierung schreiten auch im Recruiting mit grossen Schritten voran. Dank Künstlicher Intelligenz, kurz KI oder Englisch „Artificial Intelligence“ (AI), lässt sich das Personalmanagement maschinell abwickeln – von der Stellenausschreibung, dem Aufspüren potenzieller Kandidaten, bis hin zur Einstellung. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff „Künstliche Intelligenz“ und inwiefern wird es die Recruiter ergänzen oder gar ersetzen?
Künstliche Intelligenz kurz erklärt
KI ist keine Science-Fiction, sondern fasst Technologien zusammen, die sich automatisiert intelligent verhalten und dazulernen. Maschinen sollen menschliche Entscheidungen fällen. Bis vor einiger Zeit wurden Computer hauptsächlich dazu genutzt, die eingegebenen Befehle des Menschen zu verarbeiten. Mittels Künstlicher Intelligenz werden Maschinen entsprechend so programmiert, dass sie selbständig Probleme lösen und dazulernen.
Matilda, der wohl berühmteste Personalroboter, geboren an der La Trobe University in Kanada.
Genaueres und schnelleres Matching
Im Internet werden sekündlich unvorstellbare Mengen an Daten aller Nutzer gesammelt. Diese manuell auszuwerten ist schlicht unmöglich. Technologien wie Big Data Analysis helfen dabei – und das erst noch frei von Vorurteilen – die vorhandenen Datenmengen in kürzester Zeit zu interpretieren. So werden Daten wie Abschlussnoten, bisherige Erfahrungen, ehemalige Arbeitgeber etc. maschinell ausgewertet. Ziel ist ein passender „Match“ zwischen Stellensuchenden und dem Arbeitgeber.
Welcher Personalverantwortliche kennt es nicht: manchmal kommt es nicht auf die Aussage an sich an, sondern, wie etwas gesagt wird. Hier hilft die Speech Recognition Technologie weiter: dank lediglich einer Minute Gesprochenem kann die Maschine die Persönlichkeit bestimmen und lässt sich auch z.B. bei Telefoninterviews einsetzen. Noch weiter geht die Facial Action Coding System (FACS) Technologie: anhand von 43 Muskeln im Gesicht einer Person und 1 1/2 Minuten Scan kann deren Persönlichkeit bestimmt werden und wird bereits zur Terrorbekämpfung eingesetzt.
Mittels der Automated Matching Technologie, die auch bei Plattformen zur Partnersuche eingesetzt wird, lassen sich im Recruiting passende Kandidaten finden. Dies setzt voraus, dass nicht nur Daten zur bisherigen (Schul-)bildung und Berufserfahrungen vorhanden sind, sondern auch sogenannte Soft Skills: welche Werte, Interessen, Fähigkeiten und Kompetenzen (sozial und fachlich) bringt der Bewerber mit? Dank Künstlicher Intelligenz werden alle zugänglichen Daten von Lebenslaufdatenbanken, Business-Netzwerken und Social Media schneller, effizienter und qualitativ besser ausgewertet. Je mehr Daten, desto aufschlussreicher.
Vorteile für Recruiter dank Künstlicher Intelligenz
Für viele Personalverantwortliche ist der Druck, offene Stellen schnell und langfristig zu besetzen, enorm. Das Recruiting wird sich die nächsten Jahre dank dieser neuen Technologien verändern und Firmen Chancen bieten, wenn sie sich darauf einlassen. Denn anders als durch menschliche Suche finden dank der gigantischen Datenmengen Maschinen auch die passiv Jobsuchenden, die im Jahr 2017 unglaubliche 73 Prozent ausmachten (2017: LinkedIn Studie). Diese potenziellen Mitarbeiter auf konventioellen Wegen aufzuspüren und auf sich aufmerksam zu machen, ist schlichtweg unmöglich. Einmal die passenden Kandidaten gefunden, lässt sich der Rekrutierungsprozess stark verkürzen und es kommt zu einer qualitativen und schnellen Neubesetzung. Die Maschine beurteilt objektiv, blitzschnell und erkennt Emotionen, die dem Menschen entgehen oder auch einmal falsch interpretiert werden.
Recruiter der Zukunft
Die Rolle der Personalverantwortlichen verschiebt sich mit diesen Technologien weg von Routinearbeiten wie z.B. Stellenausschreibungen. Sie ermöglichen es, ihnen die Zeit für das Wesentliche – wie die persönlichen Gespräche mit Kandidaten, die (noch) nicht durch Maschinen ersetzt werden können – zu konzentrieren. Letztendlich ist aber auch das Bauchgefühl entscheidend, denn der Kandidat soll nebst seinem fachlichen Wissen und Können auch menschlich zur Firma und den Mitarbeitern passen – und dies fehlt den Maschinen (noch). Auch bleibt abzuwarten, wie Kandidaten auf Roboter reagieren, die ihnen beim Jobinterview gegenübersitzen.
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